AI-Slop auf LinkedIn: Warum wir mehr Substanz und weniger Show in der KI-Kommunikation brauchen
Die Diskussion rund um Künstliche Intelligenz ist in aller Munde – zumindest oberflächlich betrachtet. Plattformen wie LinkedIn werden täglich mit neuen Videos, Infografiken und angeblich tiefgründigen Beiträgen geflutet, die sich mit KI-Anwendungen, -Trends und -Zukunftsvisionen beschäftigen. Doch bei näherer Betrachtung offenbart sich ein grundlegendes Problem: Es gibt zu viel Inhalt, aber zu wenig Relevanz. Während die Zahl der KI-bezogenen Videos jährlich um 36 Prozent wächst, liegt das durchschnittliche Engagement laut aktuellen Daten bei mageren 0,35 Prozent. Eine deutliche Diskrepanz zwischen Menge und Qualität. Was als Innovationsfeuerwerk daherkommt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als ein inhaltsleerer Sturm aus automatisiert generierten Buzzwords – ein Phänomen, das mittlerweile unter dem Begriff AI Slop bekannt ist.
Inhalte aus der KI-Feder – korrekt, aber kontextfrei
Besonders beunruhigend ist, dass mehr als 54 Prozent aller längeren Beiträge mittlerweile aus der Feder von Sprachmodellen stammen. Diese Beiträge liefern grammatikalisch korrekte und strukturell saubere Inhalte, doch inhaltlich fehlt ihnen oft jede Tiefe. Ohne fundierten Kontext, echte Praxiserfahrungen oder strategische Perspektiven bleibt das Geschriebene ein sprachliches Konstrukt ohne Bezug zur Realität von Unternehmen. Die Folge: Entscheidungsträger verlieren das Vertrauen in KI, weil der Eindruck entsteht, dass Künstliche Intelligenz nur zum Erzeugen weiterer, bedeutungsloser Inhalte dient.
Von der Show zur Strategie: Was Unternehmen wirklich brauchen
Was Unternehmen jedoch wirklich benötigen, sind keine weiteren Showcases oder technisch beeindruckenden Demos. Gefragt sind stattdessen strategisch fundierte Einsichten, wie KI in spezifischen, realweltlichen Szenarien sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden kann. Die Einführung von KI muss mit einem klaren Problemverständnis beginnen. Die erste Frage darf also nie lauten: „Welchen Algorithmus können wir einsetzen?“, sondern: „Welches Geschäftsproblem wollen wir lösen?“ Die Technologie ist niemals Selbstzweck, sondern Werkzeug zur Optimierung konkreter Prozesse. Wer diesen Schritt überspringt, riskiert Projekte, die viel kosten, aber wenig Wirkung zeigen – oder im schlimmsten Fall scheitern.
Ohne solide Datenbasis bleibt jedes KI-Projekt Wunschdenken
Eng damit verbunden ist die Qualität der zugrunde liegenden Daten. Ein Großteil der aktuellen Diskussionen dreht sich um ausgeklügelte Prompts oder den kreativen Einsatz generativer Modelle. Dabei wird häufig übersehen, dass die beste KI nichts bewirken kann, wenn die Datenbasis unvollständig, fehlerhaft oder unstrukturiert ist. Es sind nicht die Prompts, die über den Erfolg entscheiden, sondern die Qualität, Relevanz und Konsistenz der verwendeten Daten. Unternehmen sollten deshalb gezielt in Datenpflege, Daten-Governance und strukturierte Prozesse zur Datenverarbeitung investieren. Erst auf dieser Grundlage kann KI ihr volles Potenzial entfalten.
Schnelle Erfolge schaffen Vertrauen – wenn sie strategisch gewählt sind
Ein weiterer oft unterschätzter Aspekt ist die Bedeutung von „Quick Wins“ – also kleinen, schnell umsetzbaren Projekten, die erste messbare Erfolge liefern. Gerade in Organisationen, die noch am Anfang ihrer KI-Reise stehen, können solche Erfolge helfen, interne Akzeptanz zu schaffen und Vorbehalte abzubauen. Ein gut durchdachtes Chatbot-Projekt im Kundenservice oder eine automatisierte Texterkennung in der Rechnungsverarbeitung zeigt oft mehr Wirkung als ein ambitioniertes, aber schwerfälliges Großprojekt. Die Kunst liegt darin, mit kleinen Schritten Vertrauen aufzubauen und gleichzeitig eine langfristige Strategie im Blick zu behalten.
Fazit: Weniger Buzzwords, mehr belastbare Perspektiven
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die aktuelle Debatte rund um Künstliche Intelligenz braucht dringend eine neue Ernsthaftigkeit. Es reicht nicht, den Algorithmus zu feiern – gefragt ist ein bewusster Umgang mit KI als Werkzeug, das immer im Dienst eines klaren unternehmerischen Ziels stehen sollte. Wer heute über KI spricht, sollte keine weiteren Illusionen verkaufen, sondern echte Einblicke ermöglichen: Wie lässt sich Wert schaffen? Welche Voraussetzungen sind nötig? Wo liegen die Grenzen? Und wie bleibt der Mensch in dieser technologischen Entwicklung handlungsfähig?
Der mediale Lärm rund um KI darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Unternehmen noch immer nach Orientierung suchen. Der Fokus sollte nicht auf der nächsten viralen Idee liegen, sondern auf substanzieller Beratung, methodischem Vorgehen und einem klaren Verständnis für Nutzen und Risiko. KI kann ein Gamechanger sein – aber nur, wenn sie mit Plan, Verantwortung und echter Substanz eingesetzt wird.