Made in Germany: Solarstrom zum Aufkleben – Organische Photovoltaik als flexible Ergänzung der Energiewende

Einleitung
Solarenergie ist seit vielen Jahren ein wichtiger Pfeiler der deutschen Energiewende. Klassische Photovoltaikanlagen mit ihren schweren Glasmodulen und starren Aluminiumrahmen prägen das Bild erneuerbarer Stromerzeugung bis heute. Doch nicht jedes Dach ist tragfähig genug für herkömmliche Solarmodule, und nicht jede Fassade eignet sich für starre Konstruktionen. Genau hier setzt eine neuartige Technologie an: ultraleichte, flexible Solarfilme, die wie eine Tapete aufgeklebt werden. HeliaSol, entwickelt vom deutschen Unternehmen Heliatek, verkörpert diese neue Generation der organischen Photovoltaik und zeigt, dass klimafreundliche Stromerzeugung auch auf Flächen möglich ist, die bisher ungenutzt blieben.

Organische Photovoltaik – was steckt dahinter?
Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Siliziumzellen basieren organische Solarzellen auf kohlenstoffhaltigen, halbleitenden Materialien, die Licht aufnehmen und direkt in Strom umwandeln. Die aktiven Schichten sind nur wenige Hundert Nanometer dünn und werden auf eine flexible Kunststofffolie aufgebracht. So entsteht ein hauchdünner, biegsamer Solarfilm, der sich auf großen Rollen produzieren lässt. Diese Eigenschaft ermöglicht es, Dächer und Fassaden zu nutzen, die für konventionelle Solartechnik bisher nicht infrage kamen. Leichtbaudächer, gewölbte Oberflächen oder temporäre Bauten wie Container und Zelte können auf diese Weise zu Stromquellen werden. Zwar ist der Wirkungsgrad der organischen Photovoltaik noch geringer als bei Siliziummodulen, doch der Vorteil liegt darin, dass ungenutzte Flächen plötzlich produktiv werden.

Die Vorteile der selbstklebenden Solarfolie
Ein zentrales Argument für HeliaSol ist die einfache und schnelle Installation. Während klassische PV-Systeme aufwändige Unterkonstruktionen, Bohrungen und viel Planungszeit erfordern, wird der flexible Solarfilm einfach aufgeklebt. Das spart nicht nur Zeit, sondern vermeidet auch Eingriffe in die Gebäudestruktur. Nach dem Verkleben wird der Film verkabelt – und ab diesem Moment kann er Strom erzeugen. Im praktischen Einsatz bedeutet das, dass große Dachflächen innerhalb weniger Stunden ausgestattet werden können. Ein Logistikzentrum kann etwa 1.000 Quadratmeter Dachfläche in nur einem Tag belegen – ohne statische Probleme oder Baustellenlärm.

Trotz der geringen Materialdicke sind die technischen Eigenschaften beachtlich. Der Solarfilm bleibt bis zu Temperaturen von 65 Grad Celsius stabil und büßt erst darüber hinaus an Leistung ein. Die Lebensdauer liegt bei mindestens 20 Jahren und wurde in zahlreichen Pilotprojekten bestätigt. Weltweit gibt es bereits über 75 Anwendungen, darunter Partnerschaften mit Unternehmen wie ENGIE, Samsung und E.ON. Diese Beispiele zeigen, dass die Technologie mehr ist als ein Konzept – sie funktioniert auch im Alltag.

Anwendungsfelder und aktuelle Grenzen
So vielseitig organische Photovoltaik ist, sie wird Siliziummodule nicht vollständig ersetzen. Die Energieausbeute pro Fläche liegt niedriger, und die Kosten pro Watt installierter Leistung sind noch vergleichsweise hoch. Doch genau in der Nische, in der herkömmliche Module keine Option sind, spielt die Technologie ihre Stärken aus. Besonders bei Sanierungen älterer Gebäude, wo Traglasten begrenzt sind, oder an Fassaden, die keine starren Module aufnehmen können, entsteht ein Mehrwert. Auch mobile Strukturen oder temporäre Installationen lassen sich mit der Folie nachhaltig betreiben.

Ein weiterer Pluspunkt ist die CO₂-Bilanz: Mit weniger als 10 Gramm CO₂ pro erzeugter Kilowattstunde zählt HeliaSol zu den umweltfreundlichsten Solarprodukten überhaupt. Für Unternehmen, die Wert auf ESG-Ziele und ein positives Nachhaltigkeitsprofil legen, ist das ein entscheidender Faktor. Dennoch müssen Interessierte realistisch einplanen, dass organische Photovoltaik vorerst eine Ergänzung und kein Ersatz für Standard-PV ist.

Ausblick – eine flexible Solarzukunft für komplexe Gebäude
HeliaSol steht stellvertretend für den Erfindergeist des deutschen Mittelstands. Die Möglichkeit, bislang ungenutzte Oberflächen in Energieerzeuger zu verwandeln, eröffnet neue Wege für die dezentrale Versorgung und kann die Transformation zu einem klimafreundlichen Gebäudebestand beschleunigen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie die Technologie weiter optimiert werden kann. Wie lässt sich der Wirkungsgrad steigern, ohne die Flexibilität zu verlieren? Können steigende Produktionsvolumina die Kosten so senken, dass ein breiter Einsatz möglich wird? Und wie gelingt es Architekten und Stadtplanern, Solarfolien von Anfang an in ihre Entwürfe zu integrieren, anstatt sie nur nachträglich aufzubringen?

Fazit
Selbstklebende Solarfilme sind keine Zukunftsvision mehr, sondern eine praktikable Ergänzung bestehender Photovoltaiklösungen. Sie zeigen, dass die Energiewende nicht nur aus großen Solarparks und Standardmodulen besteht. Vielmehr geht es darum, jedes Dach und jede Fassade zu nutzen, um erneuerbaren Strom zu erzeugen. Auch wenn die Technologie die klassische PV nicht ersetzt, erweitert sie den Handlungsspielraum erheblich. Flexible Solarfilme sind damit ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zu mehr Klimaschutz – innovativ, vielseitig und ein Beispiel dafür, wie technisches Know-how globale Herausforderungen adressieren kann.

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